osengesellschaft Winterthur
Die Bewohner der Klosteranlage Ittingen im Laufe der Zeit bis heute
Text: Peter Stuber, Bilder: Stefanie Gehrig und Daniela Stuber

Vorerst wünsche ich uns allen von Herzen das Bestmögliche für das Jahr 2025: gute Gesundheit, Interesse für Neues, das es zu entdecken gibt, und eine grosse Portion Hoffnung, dass „ES“ doch irgendwie besser und in naher Zukunft wieder gut kommen möge. Dass jeder dazu beitragen kann, steht für mich ausser Zweifel.
1084 gründete Bruno von Köln (1031-1101) mit sechs Gefährten in La Chartreuse bei Grenoble die erste Kartause, bis heute das Mutterkloster des Ordens. Bereits 1145 schlossen sich Frauen zusammen und gründeten den weiblichen Zweig des Ordens. In der Hochblüte (15. Jhdt.) gab es 220 Klöster. Heute sind es weltweit noch 22 Kartäuser Klöster, 17 für Mönche und 5 für Nonnen; die jüngsten Gründungen sind in Sudowon 2004 für Mönche und in Daewoli für Nonnen 2010, beide in Südkorea; gemäss ihrer Berufung zum einsamen Leben erlauben die Vorschriften den Kartäusern keinen Zugang für die Öffentlichkeit. Unter den ehemaligen Kartausen ist Ittingen eine der schönsten und besterhaltenen.
Vor den Kartäusern waren ab 1150 während rund 300 Jahren Augustiner Mönche ansässig, beliebt bei der Bevölkerung wegen ihrer Offenheit und Volksnähe; besonders die Frauen schätzten es, in der Kirche willkommen zu sein. Auf den Martyrertod des Schutzheiligen Laurentius verweist der Gitterrost, der nicht nur neben Bruno von Köln über dem Südportal zu finden ist. Nachdem der Orden verarmte, übernahmen Kartäuser die heruntergekommenen Anlagen, bauten sie wieder auf und ergänzten sie durch 14 Mönchsklausen um den grossen Kreuzgang. Jede Zelle mit Garten war umgeben von hohen Mauern, damit kein Kontakt möglich war zum Nachbarn, nur mit Gott sollte der Austausch stattfinden. Der kleine Garten durfte individuell bebaut werden. Sie waren fast 400 Jahre lang erfolgreich und trotzten selbst dem Ittinger Feuersturm 1524. Fremd und verschlossen aber blieben sie der Bevölkerung, so auch die Kirchentüre den Frauen. Einen Sitzstreik brauchte es, damit ihnen eine Kirche versprochen und auf dem nahen Hügel von Warth mit Blick auf die Kartause 1471 erbaut wurde. Erst die Säkularisierung im Kanton TG beendete 1848 die Zeit der Mönche; 1876 kaufte Edmund Fehr, Banker in St. Gallen, die Anlage für seinen 21-jährigen Sohn Victor, dessen Familie über 3 Generationen einem herausragenden Gutsbetrieb ihren Stempel aufdrückten. 1977 kam es zum Kauf durch die Stiftung Ittingen. Neben dem Gastronomie- und Landwirtschaftsbetrieb bietet die Stiftung auch ein einzigartiges, inklusives Arbeits- und Wohnangebot für Menschen mit Unterstützungsbedarf. Hier zu leben und zu arbeiten, wo andere ihre Freizeit verbringen, ist einzigartig! Nicht vergessen werden sollen die zwei Museen und die einzigartigen Seminar- und Kulturangebote, wie z.B. die traditionellen Pfingstkonzerte.
Anlässlich unseres Rosensymposiums am Sonntag, 22. Juni 2025, besteht die Möglichkeit, in diese Geschichte tiefer einzutauchen.